Lüftungsanlage
Funktion, Nachteile und Gesundheitsrisiken
Lüftungsanlage - Zentrale und dezentrale Wohnraumlüftung
Kontrollierte Wohnraumlüftung: Wie funktioniert eine zentrale oder dezentrale Lüftungsanlage? Welche Nachteile für das Gebäudeklima ergeben sich und welche Gefahren können von einer Wohnungslüftung ausgehen?
Mit der Entscheidung für ein Passivhaus mit Lüftungsanlage erwarten spätere Hausbesitzer sich für eine Bauweise entschieden zu haben, welche mittels starker Dämmung aktives Energiesparen ermöglicht. Um auf zusätzliches Heizen tatsächlich weitestgehend verzichten zu können und um Schimmel zu vermeiden, übernehmen Lüftungsanlagen maschinell das Lüften.
Wohnraumlüftung:
- Von der WSchVO (Wärmeschutzverordnung) zur EnEV (Energieeinsparverordnung)
- Wie funktioniert eine Lüftungsanlage?
- Zentrale Wohnraumlüftung
- Dezentrale Lüftungsanlage
- Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung
- Nachteile und gesundheitliche Risiken durch eine maschinelle Wohnraumlüftung
- Fazit
- Unser Rat
- Häufig Fragen (FAQ)
Von der Wärmeschutzverordnung zur Energieeinsparverordnung
Es begann 1977: Mit der Wärmeschutzverordnung trat in Folge von steigenden Energiepreisen und der akuten Ölkrise das erste Gesetz zur Reduzierung des Energieverbrauchs durch bauliche Maßnahmen in Kraft. In ihr fand man u.a. Informationen darüber, was ein Gebäude an Heizenergie benötigen durfte. Feuchtigkeitsschäden aufgrund von kondensiertem Wasserdampf waren kein Thema: Das Öl für die Raumheizung war noch immer relativ günstig und die Heizkosten entsprechend überschaubar. Undichtigkeiten an einfach verglasten Fenstern, Rollläden, Schlitzen oder Übergängen sorgten für einen entsprechend hohen natürlichen Lüftungseffekt. Am 01. Januar 2002 trat dann die Energieeinsparverordnung (EnEV) in Kraft. Gegenüber den Verordnungen von 1982 und 1995 stand hier eine weitere Erhöhung von Energiesparmaßnahmen im Fokus. Nach und nach fand die Einbindung von regenerativen Energien (wie z.B. der Solarthermie) für die Unterstützung der Heizung und die Bereitstellung von Warmwasser Einzug in die Verordnung, und es entstand der Berufszweig "Energieberater". Zwischenzeitlich begann die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, Fördermittel über das sogenannte Effizienzhaus, gekoppelt an die Energieeffizenz, mittels Zuschüssen und zu besonderen Konditionen anzubieten. Auch für Hausbesitzer von Altbauten, die eine Maßnahme zur Sanierung und Modernisierung planen, wurden entsprechende Verordnungen bindend, wie z.B. die bei einer Dachsanierung anwendbare Untersparrendämmung.
Durch die fortschreitende Verschärfung von energetischen Anforderungen an Gebäude entstand jedoch ein Problem: Durch die extreme Dämmung von Außenwänden, Dachflächen und Bodentreppen sind diese Bauteile innen warm. Der Wasserdampf, von dem mehrere Liter pro Tag alleine durch die Hausbesitzer in einem Gebäude entstehen und bisher problemlos durch Wände diffundieren konnten, kondensierte dort durch den starken Temperaturabfall innerhalb der Dämmung zu Wasser. Die Folge: feuchte Wände und Schimmel. Um dies zu verhindern, wurden dampfbremsende Materialien an allen Außenflächen verbaut. Zwischenzeitlich wurde aufgrund der immer weiter steigenden Energiekosten die Stärke der Dämmung proportional erhöht, sodass eine ausreichende Entfeuchtung durch das Lüften über Fenster und durch kleinere Undichtigkeiten nicht mehr sichergestellt werden konnte. Das immer intensivere Lüften mit kalter Außenluft führte zudem grundsätzlich das Dämmen absurdum.
In Folge der stetig steigenden Anzahl von wasserdampf- und luftdicht gebauten Häusern wurden diese mit Lüftungsanlagen, meist nur aus großen Gebäuden wie z.B. Kaufhäusern und Bürogebäuden bekannt, ausgestattet, die mit einem individuellen Lüftungskonzept und einer entsprechend hohen Luftwechselrate Schimmel verhindern sollten. Die maschinelle Lüftung wurde "salonfähig" und hielt in Passivhäusern Einzug.
Wie funktioniert eine Lüftungsanlage?
Hauptaufgabe der Wohnungslüftung ist die Entfeuchtung insbesondere von Häusern, die wasserdampf- und luftdicht gebaut sind, um der Bildung von Schimmel und Tauwasserschäden an der Konstruktion, der Dämmung und natürlich auch an Innenwänden vorzubeugen. Mittels Wärmerückgewinnung durch Wärmetauscher wird der mit Wasserdampf angereicherten Abluft den Wohnräumen ein Teil der thermischen Energie entzogen und der angesaugten, trockenen Luft zugeführt. Die Wärmeverluste, die durch den notwendigen Luftwechsel entstehen, können so teilweise ausgeglichen werden. Verschiedene Filter (Fein- und Grobstaubfilter) haben die Aufgabe zu vermeiden, dass durch die große Menge an Zuluft, die durch die Anlage strömt, die Belastung mit Feinstaub und Pollen im Hausinnern nicht zu stark ansteigt.
Lüftungsanlagen bestehen in der Regel aus einem Ventilator, einem Heiz- und Kühlregister, verschiedenen Filtersystemen, Schalldämpfern, Drosselklappen, Volumenstromregler, Brand- und Rauchschutzklappen, Auslässen (für Decken, Wände oder Boden) sowie u.U. aus einem Luftbefeuchter. Von außen schützt die Lüftung ein Wetterschutzgitter vor dem Eindringen von Tieren oder Laub.
Grundsätzlich wird zwischen einer zentralen und einer dezentralen Lüftungsanlage unterschieden:
Zentrale Wohnraumlüftung
Für eine zentrale Wohnraumlüftung ist ein Rohrleitungssystem, das über alle Wohnräume verteilt ist, und eine zentral gelegene Anlage mit einem entsprechend hohen Platzbedarf erforderlich. Aufgrund der Geräuschentwicklung, aus Brandschutzgründen und um einen ausreichenden Luftwechsel sicherzustellen, sind entsprechende Maßnahmen bei der Planung und Ausführung zu berücksichtigen.
Über das Rohrsystem der Lüftung wird zunächst die mit Wasserdampf angereicherte Luft abgesaugt. Ein Wärmetauscher entzieht dabei dieser Luft vor der Abführung nach außen einen Teil der Energie - auch Wärmerückgewinnung genannt. Der von außen angesaugten, trockenen Luft wird diese Restmenge an Wärme durch die zentrale Wohnraumlüftung wieder zugeführt. Entstehende Temperaturdifferenzen führt die Lüftungsanlage über elektrische Energie der Raumluft wieder zu. Brandschutzklappen, Lüftungskanäle und entsprechende Filter müssen regelmäßig gewartet und gereinigt werden, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Für die Anlage selbst ist, im direkten Vergleich zu dezentralen Wohnraumlüftung, ein erhöhter Platzbedarf nötig - meist in einem separaten Raum im Haus oder in einem Keller.
Zentrale Lüftungsanlage als Abluftanlage
Eine zentrale Anlage saugt über ein Kanalsystem die Abluft aus den jeweiligen Räumen ab. Die trockene und kalte Frischluft wird über einzelne Öffnungen von außen zugeführt. Um Wärmeverluste zu reduzieren, sind bei dieser Form der Wohnungslüftung Systeme zur Wärmerückgewinnung (z.B. eine Wärmepumpe) enthalten.
Zentrale Lüftungsanlage mit Zu- und Abluft
Im Vergleich zu einer zentralen Abluftanlage verfügt diese Form der Wohnraumlüftung über Kanäle, über die sowohl die feuchte als auch die trockene Luft im Hausinnern transportiert wird. Ein integrierter Wärmetauscher reduziert die energetischen Verluste und führt die Wärme der Abluft mittels Wärmerückgewinnung zum Teil der kalten Zuluft wieder zu.
Dezentrale Lüftungsanlage
Bei diesem Lüftungskonzept handelt es sich um eine Wohnraumlüftung, die einzelne Räume über eine jeweils direkte Verbindung nach außen entfeuchtet. Dezentrale Wohnungslüftungen benötigen kein separates Luftkanalsystem. Es gibt sie als
Abluftanlage
Der betreffende Raum ist mit einer Öffnung nach außen versehen. Die mit Wasserdampf und Gerüchen angereicherte Luft inklusive der Wärme wird nach außen abgeführt. Ein Ventilator erzeugt einen entsprechenden Unterdruck im Innenraum.
Zu- und Abluftanlage
Bei diesem Lüftungskonzept wird im Vergleich zu einer reinen Abluftanlage die Zuluft von außen angesaugt.
Dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmetauscher
Im Vergleich zu einer einfachen Ab- oder Zuluftanlage verfügen diese Lüftungssysteme über einen integrierten Wärmetauscher. Dabei wird ein Teil der thermischen Energie aus der mit Wasserdampf angereicherten Innenraumluft der angesaugten Frischluft wieder zugeführt. Die Wärmeverluste können so reduziert werden.
Dezentrale Lüftungsanlagen mit oder ohne Zuluft verursachen im Winter ohne Wärmerückgewinnung hohe Energiekosten, da mit der Luft auch die Wärme nach außen transportiert wird.
Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sollen den Primärenergiebedarf aus technischer und rechnerischer Sicht reduzieren. Dabei kann die Wärmerückgewinnung über verschiedene Verfahren der maschinellen Lüftung erfolgen:
Bei rekuperativen Systemen wird die Wärme der Zuluft über eine Trennwand des Wärmetauschers der Abluft entzogen. Dieses Verfahren kommt häufig in einer Wohnungslüftung mit Rohr- und Plattenwärmetauschern zum Einsatz. Ferner ist auch eine Wohnraumlüftung mit angeschlossener Wärmepumpe möglich. Sie entzieht der Luft, die über die Abluftanlage abgesaugt wird Wärme, und führt diese der angesaugten Frischluft zu und unterstützt so zum Teil die Heizung und kann beim Energiesparen helfen.
Nachteile und gesundheitliche Risiken durch eine maschinelle Wohnraumlüftung
Die Nachteile einer maschinellen Lüftung unterteilen sich in vier Hauptproblemfelder:
❶ Lebensqualität und Komfort
Wo Luft mechanisch bewegt wird, entstehen zwangläufig anlagenbedingte Strömungsgeräusche. Der daraus entstehende Luftzug kann als unangenehm, künstlich und störend empfunden werden sowie Schmutz und Staub im ganzen Haus verteilen. Zentrale Systeme haben Probleme, Wohn- und Schlafräume unterschiedlich zu temperieren, was z.B. die Nachtruhe in einem kühlen Schlafzimmer stören kann.
❷ Betriebskosten
Lüftungssysteme verbrauchen während des Betriebs elektrische Energie. Da insbesondere bei einem Passivhaus oft auch auf andere Heizsysteme verzichtet wird, werden Temperaturdifferenzen mittels Strom zugeheizt, was zusätzliche Energiekosten verursachen kann. Alle Filter müssen in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Wartungs- und Reinigungsarbeiten an Lüftungskanälen können Wartungskosten von mehreren hundert Euro verursachen.
❸ Gesundheitliche Risiken
In Wärmetauschern können sich Legionellen bilden, die sich über die Lüftungskanäle im gesamten Haus verteilen und Atemwegserkrankungen auslösen können. Eine weitere mögliche Gefahr geht von Milben, insbesondere Hausstaubmilben aus, die sich besonders gut in einer warmen und feuchten Atmosphäre, wie sie u.a. in den Luftkanälen herrscht, vermehren können. Nicht regelmäßig getauschte Filter erhöhen zudem das Risiko, Keime, Sporen und Bakterien zu beheimaten. Eine dauerhafte Luftbewegung kann zu Zugerscheinungen führen. Aufgewirbelte Sporen, Pollen und Staub können die Atemwege vieler Allergiker belasten. Mittels Luftbrunnen, der speziellen Form eines Erdwärmetauschers, der Systemen vorgeschaltet werden kann, besteht die Möglichkeit, im Winter die kalte Außenluft auf über 0°C vorzuwärmen. Im Sommer kann dieser Effekt entgegengesetzt genutzt werden und eine Kühlung erzielt werden. Aufgrund der sehr hohen Verkeimungsgefahr ist von einem Luftbrunnen eher abzuraten.
❹ Anschaffungskosten
Die Anschaffungskosten einer einfachen Abluftanlage belaufen sich auf ca. 4.000 Euro. Zentral gesteuerte Anlagen können je nach Anbieter und Hausgröße Kosten von bis zu 7.000 Euro verursachen. Je nach System und Aufwand steigen die Kosten für die Installation. Bei besonders schallgedämmten Wohnungslüftungen, die auch höchsten Brandschutzanforderungen standhalten, sollte mit zusätzlichen Kosten gerechnet werden. Größere Anlagen benötigen zudem einen separaten bzw. zusätzlichen Raum, was höhere Baukosten (z.B. für einen notwendigen Keller) mit sich bringen kann.
Fazit
Mit Worten wie "Wohnraumlüftung", "Komfortlüftung" oder "Frischluftsystem" wird der eigentliche Sinn und Zweck von Anlagen zur mechanischen Lüftung häufig verschleiert und suggeriert, dass es sich bei den Zusatzkosten um einen "Mehrwert" handelt. Tatsächlich dienen die auch als "Wohnungslüftung" bezeichneten Lüftungsanlagen in erster Linie der Entfeuchtung wasserdampf- und luftdicht gebauter Häuser, um durch ein hohes Maß an Luftaustausch Schäden durch kondensierenden Wasserdampf und Schimmel zu vermeiden.
Lüftungsanlagen sind im eigentlichen Sinne das Ergebnis einer Kette von bauphysikalischen Fehlern, die durch die Entwicklung zum Passivhaus- und Niedrigenergiehaus -Standard entstanden sind.
Informieren Sie sich auf unseren Seiten und erfahren Sie, wie Sie mögliche Gesundheitsgefahren und Zusatzkosten aufgrund von Lüftungstechnik mit einem biologischem Passivhaus vermeiden können, ohne dabei auf ein hochgedämmtes Haus, ein gesundes Gebäude-Klima, die Nutzung erneuerbarer Energien und alternative Heizungen mit legionellenfreiem Wärmetauscher verzichten zu müssen.
Lüftungsanlage fürs Haus: Ja oder Nein?
Häufige Fragen zum Thema Lüftungsanlage
Eine einfache Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung kostet bei einem Einfamilienhaus ca. 2000 Euro. Aufgrund der hohen Wärmeverluste ist eine solche Anlage jedoch nicht mehr zeitgemäß.
Die Kosten für eine Be- und Enlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung liegen je nach Anlagengröße zwischen 5000 und 11000 Euro.
Strömungsgeräusche, die Verteilung von Schmutz und Staub im gesamten Haus und die nicht zimmerweise mögliche Temperierung von Räumen können die Gesundheit stark beeinträchtigen.
An Ablagerungen von Staub in Lüftungsanlagen kann sich Feuchtigkeit ansammeln und zu einem Nährboden für Keime und Schimmelpilze werden. Auch Filter, die nicht regelmäßig gewechselt werden, können dazu führen, dass Lüftungsanlagen krank machen und zu einer Keimschleuder werden.
Um konventionelle Niedrigenergie- und Passivhäuser vor Feuchteschäden und Schimmel zu schützen, ist eine Lüftungsanlage die einzige, sinnvolle Schutzmaßnahme – auch wenn dies mit vielen weiteren Nachteilen verbunden ist.